«Als wir die Formation 1999 gründeten, konnten wir noch als Boygroup durchgehen», sagt Michael Bürgi. Unterdessen hätten sie sich andere Kleider und - nicht zuletzt – hellere Haare zugelegt. Eine Boygroup steht im Rathaussaal in Weinfelden also nicht auf der Bühne. Zu smart sind die fünf Mitglieder der Rolls Voice gewandet, und sie sind dem Jugendalter definitiv entwachsen.
Doch wer eine steife Performance «nach Art der Kapelle» erwartete - die ursprüngliche Bedeutung von «A cappella» - durfte sich vom Gegenteil überzeugen lassen. Es ging schmissig, es ging rockig, es ging feurig zu am Mittwochabend. Die Truppe verharrte nicht auf der Bühne, sondern bewegte sich und ging immer
wieder auf Tuchfühlung mit den Zuhörern.
Sie singen, bis der Schweiss fliesst
Voll ausdrucksstarker Mimik schäkerte etwa Daniel Schneider mit dem Publikum; den Reihen entlang schreitend, tupfte sich der Arrangeur der Gruppe die Schweissperlen von der Stirn, steigerte sich in «Oh darling» von den Beatles und schleuderte das
triefnasse Taschentuch schliesslich von sich. Das Beste dabei: Man musste sich von der Show nicht über musikalische Mängel hinwegtäuschen lassen. Rolls Voice waren gesanglich solide, ja mehr als solide unterwegs.
Gleichsam einem Plot-Twist setzten sich die verschmitzten Herren Sonnenbrillen und Cowboy-Hütte auf. Andy Zwicker band sich gar eine Kochschürze um und gab so, wilde Tanzeinlagen nicht scheuend, eine Eigenversion von «Ich will keine Schokolade» zum Besten. Statt um Männerliebe ging es aber um eine Pizzeria.
Das Publikum zeigte sich insgesamt sehr angetan. «Selbst die Härchen auf meinen Armen stellten sich auf!», sagt Esther Ott-Debrunner aus Weinfelden. «Ich habe im Vorfeld viel Gutes gehört, meine Erwartungen wurden aber noch übertroffen». (tob)